Evelyn Bauer, Malerin

Evelyn Bauer bestand vor dem Abitur die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für bildende Künste Berlin, studierte Malerei bei Prof. Peter Jansen und wurde 1977 Meisterschülerin bei Prof. Klaus Fußmann.

In Berlin wurden ihre Bilder in der Ladengalerie und in der Kommunalen Galerie Berlin, in der Galerie am Neuen Palais in Potsdam, in der Galerie Rehberg in Mainz und in der Galerie Oltmanns in Hamburg ausgestellt. Evelyn Bauer nahm u.a. an Gruppenausstellungen des Künstlersonderbundes Deutschland, dem Forum für realistische Kunst und der GEDOK Berlin teil.

Bei der Betrachtung der Bilder von Evelyn Bauer betreten wir eine geheimnisvolle, scheinbar nur der Malerin vertrauten Welt. Im Zentrum ihres Schaffens stehen der weibliche Akt und das Stillleben: Objets trouvés, Kürbisse, Muscheln, Früchte, zuweilen Vögel oder Holzspielzeug, variieren; im Hintergrund gelegentlich Bildnisse junger Frauen, in tiefe Nachdenklichkeit versunken. Bildkompositionen, die Geheimnisse bergen, und dem Betrachter Rätsel aufgeben. Die Malerin arbeitet detailversessen und mit Akribie, taucht in die Verborgenheit einer verwunschenen Welt ein und bewegt sich in diskreter Verschwiegenheit des Offenkundigen. Es scheint gefährlich, diese Bilder, in denen man sich leicht verliert, zu betrachten. Die Malerin Evelyn Bauer balanciert an den Abgründen der Seele, rückhaltlos.

Das Geheimnis des menschlichen Blicks ... der Traum der Verwandlung

Die Aktualität ihres Werkes besteht darin, dass es vollkommen autark ist, quasi aus der Zeit gefallen und sich jeder Einordnung entzieht. Kein Etikett klebt, keine Schublade passt. Ist die Malerin selbst die nackte Denkerin, die auf der Vorderkante eines Kubus sitzt? Die Schönheit des schlanken, langgliedrigen Körpers erinnert an jenen einer Artistin, die sich nach einem Drahtseil- oder Balanceakt ausruht. Der Körper ist nach vorn gebeugt, das Gesicht entspannt und weich. Oder ist es Ikara, der Flügel zu wachsen beginnen, um sich im nächsten Moment wieder emporzuschwingen? Möglicherweise sind es nur die Strahlen der Aura der untergehenden Sonne, die sich selbst verbrennt.

Evelyn Bauer lebt in den Labyrinthen ihrer Phantasie. Sie experimentiert, verwandelt sich, komponiert und flaniert, hier ist sie zu Hause. Es ist, als würde die Malerin sich selber malen. Diese Art der Selbstdarstellung ist als Selbstbespiegelung und Reflexion in ihrer sinnlichen Erkenntnis im hohen Maße am Ende dann bei aller Verdüsterung doch sehr erhellend. Das alles sind Selbstbildnisse einer Malerin, die sich unermüdlich selbst erkundet und auf der Spur ist. Gespannt folgt man ihr durch alle Verwandlungen hindurch auf dieser abenteuerlichen, dramatischen Sinnsuche.

Anna Blume